Stichproben
Bei der Planung einer empirischen Studie (z.B. Umfrage) ist das Thema Stichprobenziehung sehr wichtig. Bevor du mit dem Sammeln deiner Daten startest, musst du festlegen, wie du die Personen auswählst, die an deiner Studie teilnehmen sollen.
Voll- bzw. Totalerhebung vs. Stichprobe
Zunächst stellt sich dabei die Frage, ob du eine Stichprobe (Sample) ziehen musst, oder ob du eine Voll- oder Totalerhebung durchführen wirst. Bei einer Voll- oder Totalerhebung sammelst du Daten über alle Personen der Grundgesamtheit oder es liegen dir bereits Daten zu all diesen Personen vor. Dies ist beispielsweise oft der Fall, wenn du mit Verwaltungsdaten arbeitest (z.B. Notenlisten aller Studierenden einer Universität) oder Nutzerdaten zur Verfügung hast (z.B. Verkaufszahlen in einem Online-Shop). In der Praxis lassen sich Voll- oder Totalerhebungen meistens schwer realisieren, weil sie teuer und zeitaufwendig sind. Wenn du deine Bachelor- oder Masterarbeit schreibst und eine Umfrage machen möchtest, wirst du daher sehr wahrscheinlich eine Stichprobe festlegen müssen. (Häder 2010: S. 139)
Grundgesamtheit und Stichprobe
Wie bereits oben erklärt, arbeitest du bei einer Voll- oder Totalerhebung mit allen Personen aus der Grundgesamtheit (Population). Dir liegen also Daten über die gesamte Grundgesamtheit vor. Was ist nun die Grundgesamtheit? Bei der Grundgesamtheit bzw. Population handelt es sich um alle Elemente, die für die Forschung von Interesse sind. Das können z.B. alle Personen sein, über die mithilfe einer Umfrage eine Aussage getroffen werden soll. Bei einer Stichprobe handelt es sich um eine Auswahl aus der gesamten Gruppe an Elementen, also um eine Auswahl aus der Grundgesamtheit (Häder 2010: S. 141).
Arten der Stichprobenziehung
Es gibt verschiedene Wege, wie du eine Stichprobe ziehen kannst. Ein Stichprobenverfahren legt also fest, auf welche Weise und anhand welcher Schritte du die Elemente aus deiner Grundgesamtheit auswählst. Drei Hauptgruppen von Stichprobenverfahren lassen sich dabei unterscheiden (Diekmann 2008: S. 378):
- Wahrscheinlichkeitsauswahl
- Bewusste Auswahl
- Willkürliche Auswahl
Wahrscheinlichkeitsauswahl
Wenn du eine Wahrscheinlichkeitsauswahl durchführst, erhältst du eine Zufallsstichprobe bzw. ein „Random Sample“. Dazu benötigst du z.B. eine Liste bzw. ein Verzeichnis aller Elemente der Grundgesamtheit, aus der/dem du zufällig Personen auswählst. Wichtig ist, dass jedes Element der Grundgesamtheit die gleich hohe Wahrscheinlichkeit hat, in die Stichprobe aufgenommen zu werden.
Ein Beispiel hierfür wäre eine zufällige Auswahl von Haushalten aus dem zentralen Melderegister eine Stadt. Mithilfe eines Computers kannst du aus diesem Verzeichnis dann z.B. eine Stichprobe von 1000 Adressen in der Stadt zufällig auswählen. Diese Haushalte kontaktierst du dann und bittest sie (oder ein ausgewähltes Mitglied des Haushalts) an deiner Umfrage teilzunehmen.
Eine Wahrscheinlichkeitsauswahl lässt sich in der Praxis allerdings oftmals schwer realisieren, weil in vielen Fällen kein Verzeichnis der Grundgesamtheit vorhanden ist, oder das Prozedere dieser Auswahl zu aufwendig ist, um in kleineren empirischen Studien umgesetzt zu werden.
Eine Wahrscheinlichkeitsauswahl kannst du ein- oder mehrstufig durchführen. Einstufig wäre, dass du deine Elemente in einem Schritt auswählst. Mehrstufig bedeutet, dass du deine Auswahl in mehrere Stufen triffst. In der ersten Stufe wählst du z.B. 50 Gemeinden eines Bundeslandes aus und in der zweiten wählst du aus diesen Gemeinden jeweils 50 Adressen pro Gemeinde aus. (Diekmann 2008: S. 380-386)
Bewusste Auswahl
Eine bewusste Auswahl erfolgt nach bestimmten Kriterien und sie orientiert sich an der Merkmalsverteilung in der Population. Die Quotenstichprobe ist ein bekanntes Beispiel der bewussten Auswahl. Um eine Quotenstichprobe zu ziehen, siehst du dir an, wie gewisse Merkmale (z.B. Alter und Geschlecht) in deiner Grundgesamtheit verteilt sind. Quotenmerkmale können Geschlecht, Alter, Bildungsabschluss, Wohnort, unterschiedliche Hierarchien in einem Unternehmen, Dauer der Zughörigkeit zu einem Unternehmen etc. sein.
Wenn du z.B. eine Umfrage im Einzelhandel machst und siehst, dass in deiner Grundgesamtheit 40% jüngere Frauen, 30% ältere Frauen, 20% jüngere Männer und 10% ältere Männer sind, versuchst du diese Verteilung auch in deiner Stichprobe zu erreichen.
Die Quotenstichprobe ist vor allem im Bereich der Markt- und Meinungsforschung weit verbreitet und wird auch im Rahmen von Bachelor- oder Masterarbeiten gerne umgesetzt. Diese Form der Stichprobenziehung ist weniger zeit- und kostenintensiv und lässt sich auch in kleineren empirischen Studien gut umsetzen. Eine wichtige Voraussetzung ist allerdings, dass du Informationen über deine Grundgesamtheit hast und weißt, wie dort gewisse Merkmale (z.B. Alter, Geschlecht etc.) verteilt sind.
Willkürliche Auswahl
Die dritte Gruppe der Stichprobenverfahren ist die willkürliche Auswahl. Hierbei kontrollierst du den Vorgang der Stichprobenauswahl nicht. Häufig kommt eine willkürliche Auswahl bei Experimenten in der Psychologie zum Einsatz. Hierbei wählst du deine Versuchspersonen nicht gezielt aus, sondern es nimmt teil, wer teilnehmen kann und möchte. (Diekmann 2008: S. 379)
Stichprobenauswahl bei Online-Umfragen
Bei Online-Umfragen ist es zumeist schwerer möglich, die Auswahl der Stichprobe vorab festzulegen. In den meisten Fällen ist kein Verzeichnis der Grundgesamtheit vorhanden, aus dem eine Auswahl getroffen werden kann. Eine Möglichkeit ist hier, im Laufe der Umfrage immer wieder einen Blick auf die bereits ausgefüllten Fragebögen zu werfen und die Verteilungen von Quotenmerkmale zu überprüfen. Wenn du z.B. merkst, dass ältere Frauen unterrepräsentiert sind, kannst du noch aktiv diese Zielgruppe ansprechen bzw. anschreiben. Ziel ist es, sich dem Quotenplan bestmöglich anzunähern.
Allgemeiner Hinweis
Egal für welches Stichprobenverfahren du dich entscheidest, es ist sehr wichtig, dass du deine Vorgehensweise in deiner Bachelor- oder Masterarbeit gut erklärst und nachvollziehbar machst. LeserInnen deiner Arbeit soll dabei klar werden, was die Grundgesamtheit und Stichprobe deiner Studie sind und wie du diese ausgewählt hast.
In deiner Arbeit solltest du also die folgenden Fragen beantworten:
- Wer wurde ausgewählt und befragt (Stichprobe, Grundgesamtheit)?
- Warum wurden diese Personen ausgewählt?
- Wie hast du Kontakt zu den Befragten aufgenommen?
Quellen
- Dieckmann, Andreas (2008): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag.
- Häder, Michael (2010): Empirische Sozialforschung. Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag.
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